Feldpost

„Brücke zwischen Front und Heimat“

Es ist unmöglich, den Themenbereich Feldpost im 2. Weltkrieg hier nur annähernd angemessen zu beschreiben. Deshalb möchten wir hiermit nur einen ganz kurzen Einblick hinsichtlich der Vorgehensweise zur Entschlüsselung von Feldpostbriefen geben.

Als Literatur-Tipps zum Einstieg in das interessante Sammelgebiet möchten wir hier stellvertretend folgende Bücher nennen:

Gerhard Oberleitner: Geschichte der deutschen Feldpost 1937-1945 (ISBN 3-85423-111-3)

MICHEL: Handbuch-Katalog Deutsche Feldpost 1937-1945 (ISBN 978-3-87858-156-7)

Ein kleiner Exkurs

Die Feldpost im 2.WK hatte die Aufgabe, die Kommunikation zwischen Front und Heimat für Soldaten und auch militärische Dienststellen zu ermöglichen. Dabei war diese Leistung in aller Regel portofrei. Ausgenommen von der Portobefreiung waren u.a. Eilbriefe, Päckchen (ab 250 g), Feldpostanweisungen, teilweise Feldpost mit dem Ausland oder Straßenbahnpost.

Soldaten bei Ersatztruppenteilen im Deutschen Reich, ortsfeste Einrichtungen und Truppenübungsplätze durften i.d.R. eine offene Anschrift auf Feldpost angeben. Die kämpfende Truppe musste jedoch neben Dienstgrad und Namen während der gesamten Kriegszeit eine 5-stellige Feldpostnummer zur Tarnung angeben. Es gab hier willkürlich vergebene Nummern von 00001 bis 87919. Teils wurden dieser Feldpostnummer Buchstaben vorangestellt: M = Kriegsmarine (bis 7/44 nur schwimmende Einheiten) / L = Luftwaffe / SCH = Marine-Küstenschutz

Buchstaben hinter der Feldpostnummer kennzeichneten in alphabetischer Reihenfolge die Struktur der angegebenen Einheit (Stab, Kompanie, Batterie etc.), die Einheit bei einer ortsfesten Sammelfeldpostnummer oder eine Baufirma bei der Organisation Todt.

Da die Entschlüsselung dieser 5-stelligen Feldpostnummer für das weitere „Erforschen“ eines Feldpostbeleges essenziell ist, sollte der interessierte Sammler über das 3-bändige Werk „Die deutsche Feldpost-Übersicht 1939-1945“ von Norbert Kannapin (Biblio-Verlag) verfügen. Hat man die Feldpostnummer erst einmal entschlüsselt, lässt sich z.B. über die vielfältigen Informationsquellen im Internet der Einsatzraum der Einheit und zusammen mit dem Stempeldatum die militärhistorischen Hintergründe zum Zeitpunkt des Verfassens des Briefes ergründen. Hier sehr zu empfehlen ist die Seite www.lexikon-der-wehrmacht.de

Bei allen nachzuweisenden Sendungen (z.B. Einschreiben, Wertbriefe, Geldverkehr) wurde zudem eine 3-stellige Kenn-Nummer angegeben, welche das zuständige Feldpostamt verschlüsselte. Diese findet man auch häufig als handschriftlichen Leitvermerk auf normaler Feldpost. Die Entschlüsselung ist z.B. über das Buch „Kenn – Nummern der Feldpostämter 1939 – 1945“ unseres Vereinsmitgliedes Klaus Böhm möglich.

Es gab aufgrund der verschiedenen logistischen Anforderungen des Krieges diverse, den Postverkehr reglementierende Maßnahmen, wie z.B. Postsperren oder die Ausgabe der bekannten Luftfeldpost-, Päckchen- oder Inselpostmarken.

Beispielhaft hier einmal einige Belege mit der entsprechenden Entschlüsselung:


Beispiel 1

Feldpostbrief Beförderungsrichtung Front-Heimat mit FP-Normstempel vom 13.12.1942 UB:b (Dieser Stempel wurde seit dem Wehrmachtsmanöver 1937 bis Kriegsende und in aptierter Form sogar noch danach für den überwiegenden Teil der Feldpost verwendet.)

Der Absender trägt die Feldpostnummer 25032 = Stab u. Stabskompanie Panzer-Abteilung 501, welche mit Tiger-Panzern ausgerüstet ab November 1942 der 5. Panzerarmee / Heeresgruppe Afrika unterstand und zu dieser Zeit in Tunesien im harten Abwehrkampf gegen amerikanische Panzer eingesetzt war. Der Briefstempel unten links trägt ebenfalls die FP-Nr. 25032. Bis Winter 1941/42 mussten Briefstempel zur Erlangung der Portobefreiung abgeschlagen sein. Danach sollte dieser abgeschlagen sein, war aber nicht mehr zwingend erforderlich.


Beispiel 2

Feldpostbrief Front-Schweiz mit FP-Normstempel vom 09.09.1943 UB:b

Der Absender war deutscher Soldat bei FP-Nr. L52843 = 1. Batterie schwere Flak-Abteilung 550 (v) – Unterstellung: Stab des Flak-Regiments 38 bei der 20. Flak-Division – Einsatzraum: Jugoslawien / Feldpostnummer im Briefstempel: 47444 = 2. Sanitäts-Kompanie SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division Prinz Eugen

Der Soldat schrieb in die neutrale Schweiz (nichtfeindliches Ausland). Als Auslandspost durchlief der Brief die für die Schweiz zuständige OKW-Zensurstelle „d“ = München und wurde dort seitlich geöffnet und mit einen Zensurstreifen verschlossen. Die Nummern-Stempel im unteren Bereich des Briefes sind Stempel der Zensoren.

Trotz allgemeiner Gebührenfreiheit im Postverkehr Front-Schweiz ab 13.03.42 wurde eine Nachgebühr in Höhe des doppelten Briefportos (60 Rappen) beim Empfänger erhoben, welches durch Stempel Uznach 29.09.43 entwertet wurde. Somit hatte dieser Brief eine Laufzeit von 20 Tagen.


Beispiel 3

Gebührenfreie Kriegsgefangenen-Karte eines deutschen Kriegsgefangenen am 29.07.1944 aus Camp Fort Benning in Richtung Gewahrsamsland USA – Front an einen Leutnant zur See bei der FP-Nr. M13480 = 3. Vorposten-Flottillen-Kommando, welche in der östlichen Ostsee operierte. Die 3-stellige Zahl 666-B ist die Kenn-Nummer zur Leitung der Feldpost. In diesem Fall steht 666 für Kriegsmarine und das „B“ für Marinepostamt Berlin.

Die Karte durchlief sowohl die US-Zensur (links) als auch die OKW-Zensur „h“ = Hof.


Neugierig geworden auf ein vielfältiges und spannendes Sammelgebiet?

Für das Sammeln von Feldpost gibt es keine exakte Vorgehensweise. Grundsätzlich kann man Feldpostbelege als Generalsammlung sammeln. Angefangen von den Manöverpostkarten des Wehrmachts-Manövers 1937 bis zu den Nachläufern der Minenräumdivisionen 1947.

Oder man spezialisiert sich auf ein Teilgebiet, von denen hier mal einige aufgeführt sind:

  • Postalische Aspekte, wie z.B. Feldpoststempel, Tarnstempel, Vermerke und Hinweisstempel, Feldpostzensuren, Päckchen- und Paketverkehr, Luftfeldpost, Feldpost-Beförderung….
  • Lokale Feldpost, wie z.B. Kessel von Stalingrad, Nordafrika, Norwegen, Kanalinseln, Ostpreußen-Festung, Insel-Feldpost…
  • Nach Truppengattung, wie z.B. U-Boote, V-Waffen, Pioniere, Kavallerie, Organisation Todt…
  • Feldpost mit dem Ausland
  • Feldpost bestimmter Benutzergruppen, wie ausländische Freiwillige in deutschen Diensten, Volkssturm …
  • Einsätze der Feldpost vor dem 01.09.1939 (Manöver, Österreich, Sudetenland, Tschechien)
  • Post der Legion Condor 1936-1939
  • Nachläufer der Feldpost, wie Dienstgruppenpost, Wehrmachts-Internierte in Schleswig-Holstein, Minenräum-Einheiten…

Das sollen natürlich nur erste Anregungen für den Aufbau eines interessanten und lehrreichen Hobbys sein. Belege findet man noch in recht großer Stückzahl und in allen Preisklassen.